Netiquette und Regeln für digitale Angebote

Kennst du das, wenn du in einem Zoom-Meeting bist oder in einem Workshop und du sagst: Wer von euch will dazu was erzählen ? Oder wer von euch hat dazu eine Frage? Und zwei Leute heben darauf die virtuelle Hand, zwei weitere heben ihre echte Hand in die Webcam (die du eventuell gar nicht siehst, weil dein Bildschirm zu klein ist und du gar nicht alle Webcam-Bilder siehst), drei Leute schreiben in den Chat und eine Person redet einfach drauflos. Wenn dir das bekannt vorkommt, dann könntest du Regeln oder eine Netiquette in deinen digitalen Formaten gebrauchen!

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Regeln klingt vielleicht ein bisschen streng oder hart. Der Begriff Netiquette ist da vielleicht ein bisschen praktischer. Damit ist gemeint, dass man definiert, wie man im Internet miteinander umgehen möchte. Oder hier eine offizielle Definition:

„Der Begriff Netiquette ist eine Kombination aus net (deutsch: Netz; Kurzform für Internet) und etiquette (deutsch: Etikette) und stammt aus dem Englischen. Die Netiquette bezeichnet eine Sammlung von Verhaltensregeln, die sich auf unterschiedliche Kommunikationsformen im Internet beziehen.“

de.ryte.com/wiki/Netiquette

Wenn man ein Netiquette hört oder liest, dann ist damit häufig gemeint, wie man in Kommentarspalten, in den sozialen Netzwerken oder in einem Forum miteinander diskutieren soll. Aber man kann das natürlich auch anwenden auf andere digitale Formate wie zum Beispiel Webinare und Co..

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Dazu habe ich ein Beispiel mitgebracht: Jennifer und ich haben ja hier im Podcast schon mal darüber gesprochen, dass wir einen MOOC gemacht haben zum Thema Digitale Lehre. Und da war es dann auch eine der Aufgaben für die Teilnehmer:innen, dass sie für ihre eigene Online-Lehrveranstaltung eine Netiquette formulieren. Und da waren natürlich einige Klassiker drin. Zum Beispiel, dass die Studierenden vorbereitet in die Sitzung kommen sollen, dass sie sich nicht ablenken lassen sollen, während sie an einer Zoom-Vorlesung teilnehmen. Und natürlich leider auch der Klassiker, dass sie die Kamera anmachen sollen. Da bin ich nicht so Fan von, da können wir an anderer Stelle noch mal drüber sprechen. Aber es kamen auch einige innovative Beispiele, was man denn so in eine Netiquette reinschreiben könnte, damit man gut miteinander kommuniziert. Zum Beispiel die Frage, was wir in der Einleitung schon hatten: Wenn jemand eine Frage hat oder sich melden möchte, wie kann man das dann am besten ankündigen oder organisieren, damit eben nicht tausend Leute durcheinander schreiben? Oder dass jemand seine Frage ausführlich in den Chat schreibt und bis er sie dann abgeschickt hat, ist man schon längst bei einem anderen Thema. Also dass man sich zum Beispiel dafür Gedanken macht und eine Richtlinie quasi erstellt, dass man zum Beispiel sagt: Nutzt bitte die Hand-heben-Funktion von sum, wenn ihr eine Frage stellen möchte und ich rufe euch dann auf und dann könnt ihr euch freischalten, also euer Mikrofon anmachen und loslegen. Ein anderes gutes Beispiel aus dieser Netiquette war, dass man eben definiert, was für eine Art von Feedback oder Rückmeldung man haben möchte, wenn man zum Beispiel eine Idee vorstellt. Also ob man da jetzt ausführliches Feedback haben möchte oder nicht, oder vielleicht nur eine kurze Rückmeldung, damit zum Beispiel nicht eine Diskussion ausartet, wenn man eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus wollte. Das ist natürlich etwas, was spezifisch ist auf bestimmte Arten von Online-Veranstaltungen. Aber in dem Fall, wenn es zum Beispiel so eine Art Meeting ist, wo verschiedene Leute ihre Ideen pitchen, dann könnte man sich da zum Beispiel darauf einigen: An welchen Stellen gibt es welche Art von Feedback und wie kann man das kennzeichnen, dass ich jetzt hier nur eine kurze Rückmeldung, kurze Stimmungsbild haben möchte oder ein ausführliches Feedback auf meine Ideen? Was ich auch eine gute Idee fand, war, dass man mit so Symbolen arbeitet, um die Kommunikation schneller zu machen. Dass man zum Beispiel ein Fragezeichen in den Chat postet, wenn man dazu eine Frage stellen möchte. Oder dass man zum Beispiel ein Ausrufezeichen postet, wenn man seine Zustimmung ausdrücken möchte, also dass man da dann nicht ausführlich „Sehe ich genauso!“ tippen muss, sondern einfach nur mit einem Ausrufezeichen zeigt. „Hey, ich sehe das ganz genauso wie die Person, die gerade spricht und zum Beispiel ein Argument vorträgt.“

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Wie kann man dann jetzt für sich selber so eine Netiquette schreiben? Klassischerweise besteht die aus vier verschiedenen Bestandteilen:

  1. Erstens eine Präambel also, wo man quasi sagt: Was ist das hier für eine Art von Dokument? Warum machen wir das hier?
  2. Als zweites beschreibt man das gewünschte Vorgehen oder die gewünschten Umgangsformen. Also wie wollen wir hier miteinander kommunizieren? Was ist gewünscht von den Menschen, die daran teilnehmen?
  3. Im dritten Punkt redet man darüber, was nicht erwünscht ist. Also was soll man vermeiden, was es nicht gern gesehen.
  4. Als viertes redet man dann über die Konsequenzen. Also wenn man das, was bei dem dritten Punkt genannt wurde, was man nicht machen soll, wenn man es trotzdem macht, was passiert denn dann? Was ist denn dann die Konsequenz?

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Zu den gewünschten Sachen: Da kann man sich zum Beispiel an dem orientieren, was wir eben schon gesagt haben mit dem Beispiel aus dem MOOC. Aber da kann man sich eben auch seine eigenen gewünschten Umgangsformen überlegen. Bei den Sachen, die nicht gewünscht werden. Das kann ebenso sowas sein wie Unpünktlichkeit. Das kann man quasi umkehren das, was man sich gewünscht hat wie Pünktlichkeit, kann man dann unten umkehren, dass man sich das nicht wünscht, aber auch so was wie zum Beispiel Respektlosigkeit anderen gegenüber oder so was wie Spam oder Links zu fremden Websites in die Kommentare zu posten. Das ist zum Beispiel was, wenn man jetzt nicht eine Lehrveranstaltung macht, wo man eben genau weiß, mit wem man es zu tun hat, sondern wenn man zum Beispiel eine Art Webinar macht, wo die Öffentlichkeit daran teilnehmen kann, dass man da zum Beispiel dann in seine Netiquette reinschreiben, das Spam nicht gewünscht ist. Und die Konsequenzen: Das kann dann zum Beispiel sein, dass man vom Webinar ausgeschlossen wird, wenn man sich nicht an diese Regeln hält. Und das Gute daran, wenn man so eine Netiquette hat, ist nämlich, dass man sich eben darauf beziehen kann. Also das gleiche gilt auch bei irgendwelchen Kommentaren, vielleicht sogar Trolllkommentaren oder einem kleinen Shitstorm, weil man das zum Beispiel in den sozialen Netzwerken hat, dass man sich dann eben auf die Netiquette beziehen kann und sagen kann „In unsere Netiquette haben wir geschrieben, dass wir hier keine Diskriminierung, keine Beleidigungen und kein Spam dulden. Deswegen löschen wir jetzt eure Kommentare und verwarnen euch. Wenn ihr das noch mal macht, dann sperren wir euch und dann könnt ihr auf dieser Seite gar nicht mehr kommentieren!“ Also wenn man eine Netiquette hat, dann kann man sich eben darauf beziehen und muss sich dann nicht vorwerfen lassen, dass man jetzt hier willkürlich irgendwelche Sachen gelöscht oder irgendwelche Leute blockiert hätte.

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In dem Sinne: Überlegt doch mal was für Regeln oder was für eine Netiquette könntet ihr gebrauchen für eure digitalen Formate? Ihr könnt auch gerne euch inspirieren lassen davon, wie andere Leute das machen. Die sind in der Regel dann öffentlich einsehbar, auf einer Webseite verlinkt oder sowas. Sprich da könnt ihr dann mal gucken: Wie machen es denn andere? Und dann könnt ihr euch eure eigene Netiquette formulieren und in Zukunft darauf verweisen für die Teilnahme an euren digitalen Formaten.