Analoge Komponenten in digitalen Veranstaltungen

Heute wird’s analog hier im Podcast! Willkommen zurück bei dc;wd. Wir gucken uns heute an, wie man seine digitale Veranstaltung durch analoge Komponenten erweitern kann. Was meine ich damit? Ich meine damit, dass man in seiner digitalen Veranstaltung noch eine physische Dimension mit rein nimmt. (Also nicht, wie bei hybriden Veranstaltungen, dass das Event selbst teils analog teil digital stattfindet.) Das kann etwas sein, was wirklich gebraucht wird für den Termin. Also wenn man zum Beispiel Material für einen Workshop braucht und man muss sich das dann vorher einkaufen oder bekommt es zugeschickt. Oder auch etwas, was den Termin einfach nur schöner macht, zum Beispiel ein Snack für die gemeinsame Mittagspause.

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Das kann auf jeden Fall Abwechslung reinbringen zu den nur online Terminen. Das kann zeigen, dass sich die Leute, die die digitale Veranstaltung planen, was dabei gedacht haben. Womöglich wirkt das Ganze auch hochwertiger, wenn man eben passend zu dem Termin oder zu dem Workshop noch etwas in der Post bekommt. Zum Teil ist es auch einfach notwendig. (Wie gesagt, wenn ich eben einen bestimmten Workshop machen möchte, dass ich dann dafür etwas brauche, mit dem ich dann arbeite.) Und es kann natürlich auch eine persönliche Note mit reinnehmen, wenn man zum Beispiel dem Paket dann auch noch einen netten Brief oder ein paar liebe Worte beilegt.

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Kommen wir mal zu den Case Studies oder zu den Beispielen. Also mir sind jetzt vier verschiedene Arten von diesen analogen Komponenten aufgefallen. (Das ist keine endgültige Liste. Vielleicht gibt es da noch mehr. Vielleicht gibt es auch Sachen, die ich selber noch nicht erlebt habe oder die mir nicht eingefallen sind. In dem Fall Ihr könnt uns gerne per Instagram schreiben, was ihr noch kennt!) Aber ich unterscheide jetzt hier mal in viel verschiedene Sachen:

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Das einfachste sag ich mal, ist, wenn man etwas ausdruckt. Also sprich man schickt mir digitale Dateien, zum Beispiel für einen Workshop ein Arbeitsblatt und ich drucke mir das dann aus. Also es wird mir nicht zugeschickt, sondern es wird vorausgesetzt, dass ich selber einen Drucker habe oder eine Möglichkeit das zu machen und habe dann zum Beispiel das Arbeitsblatt, um mich dann damit auf den Workshop vorzubereiten oder um es im Workshop auszufüllen. Ich denke, dass es vor allem gut für Zielgruppen ist, die nicht so digitalaffin sind, weil man dann eben nicht noch einen Tab offen haben muss für das Arbeitsblatt oder für den Seminarablauf. Oder wenn man dann nicht eben auch noch auf einem digitalen Whiteboard oder in einem Word-Dokument oder sowas seine Sachen einträgt, sondern dass man das einfach ganz klassisch mit Stift und Papier vor sich liegen hat.

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Ich habe das zum Beispiel bei einem Workshop mal so gemacht, dass ich so ein Arbeitsblatt vorher verschickt habe, als PDF-Datei und als Word-Dokument und habe dazu geschrieben: „Wer das digital ausfüllen möchte, der kann sich einfach die Word-Datei nehmen und die dann halt einfach ausfüllen und speichern. Und wer es lieber analog mag, der kann sich die PDF-Datei ausdrucken und sich dann einfach mit auf den Schreibtisch legen.“ Und ja, ich glaube, das ist ganz gut angekommen! Auf jeden Fall, dass einige dann gesagt haben „Nee, nee, ich habe das dann lieber hier am Papier. Dann ist es für mich einfacher“ und andere haben gesagt „Nee, ich habe das lieber digital, dann kann ich’s direkt zum Beispiel weiterleiten oder kann es einfach mit anderen zusammen ausfüllen.“

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Die zweite Kategorie ist, dass man etwas zum Workshop mitbringt. Oder ich habe hier salopp in meine Notizen reingeschrieben „aus der Wohnung zusammensammeln“, also Sachen, die man jetzt nicht unbedingt extra anschaffen muss, sondern Sachen, die man eh schon hat. Zum Beispiel Post-its. Ich habe neulich einen Workshop gemacht, wo wir eine Methode benutzt haben, wo es gut ist, wenn man dafür Post-its hat. Und das habe ich dann eben auch in die Vorbereitung reingeschrieben: „Bitte Post-Its bereithalten oder halt ein paar Zettelchen“ und es hat auch gut geklappt. Also in die Webcam haben auf jeden Fall diverse Leute ihre Post-Its rein gehalten! Also das war wahrscheinlich etwas, was viele Leute eh noch im Haushalt hatten.

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Ein anderes Beispiel für diese Kategorie ist der Craft Kram Donnerstag von der Tabea. Da haben wir neulich auch im Podcast drüber gesprochen, denn das ganze Konzept von ihrer Veranstaltung ist, dass man sich Material, also ich sage mal salopp Bastel-Material, was man eh rumliegen hat, was man mal ausprobieren wollte, was man mal aufbrauchen wollte, was man weitermachen wollte, dass man sich eben diese Sachen schnappt und gemeinsam immer einmal im Monat am Donnerstag damit weitermacht. Da sind sogar mal Socken zu Ende gestrickt worden für einen längst verflossenen Ex-Freund oder eben irgendwelche tollen Stifte, tolle Sachen, tolle Papiere, Washi-Tape, Sticker, Notizbücher, was man halt so in der Ecke liegen hat, dass man sich da endlich mal drum kümmert.

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Der nächste Schritt oder die die nächste aufwendigere Stufe ist dann, dass man extra etwas einkaufen geht. Also jetzt nichts, was man schon rumliegen hat, sondern dass man extra dafür noch mal einkaufen geht. Ein Beispiel wäre hier zum Beispiel ein Back-Workshop. Da haben wir auch ganz am Anfang von diesem Podcast mit Annika von BakeNight gesprochen. Und das ist eben klassisch: man macht einen Back-Workshop. Das bedeutet, man muss sich eben dann irgendwie Mehl und Backpulver und gehackte Mandeln –oder was auch immer man dann so braucht – eben selber besorgen. Aber das ist natürlich auch etwas, wo man zum Beispiel eigene Präferenzen berücksichtigen kann, also wenn man zum Beispiel sagt „Okay, nun, ich mag XY lieber als Z“, dann kann man eben das lieber holen und ist da nicht drauf angewiesen, dass man eben irgendwas Bestimmtes zugeschickt bekommt, wo man sagt „Na ja, ich hätte jetzt lieber statt der Zuckerperlen Schokotropfen auf meinen Kuchen draufgemacht“ oder sowas.

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Und dann kommen wir schon zum vierten Punkt. Ich habe es eben auch schon gespoilert: etwas zugeschickt bekommen. Also das kann einfach nur ein Brief sein. Das kann sogar ein ganzes Paket sein mit eben Material, was man braucht. Zum Beispiel hatten wir diesen Gedicht-Workshop, wo man dann auch Material zugeschickt bekommen hat, mit dem man dann eben seine eigenen Gedichte schreiben kann oder die die Gedichte weiterschreiben kann, sich selber etwas erschaffen kann. Oder wir hatten auch schon mit Mara das Stichwort Wine-Tasting Online. Ich habe das tatsächlich meinen Schwiegereltern als Weihnachtsgeschenk damals geschenkt für einen Termin „Schokolade und Wein“ mit Mara und einer Konditor-Kollegin. Und ja, da bekamen die dann eben ein Paket mit Schokolade und Wein zugeschickt, damit sie daran teilnehmen können.

Mara und ihre Schwester bei Online-Weintastings
Goodie Bags beim Event The Real Shift

Was ich aber auch schon öfter gesehen habe ist, dass man so Goodie Bags, die man sonst bei einem Event in die Hand gedrückt bekommen hätte, dass man die zugeschickt bekommt. Oder zum Beispiel habe ich vor ein paar Monaten einem digitalen Barcamp teilgenommen und da bestand die Goodie Bag größtenteils aus, ich sag mal Nervennahrung, also nem Energy Drink und Müsliriegel und ich glaube, da war sogar noch eine kleine Flasche Sekt oder so was dabei, womit man dann theoretisch anstoßen kann am Ende der Veranstaltung. Was ich ebenfalls auch schon mal zugeschickt bekommen habe (was ich auch sehr cool fand!) war so ein Workshopzubehör, was man jetzt nicht unbedingt gebraucht hätte. Also einen Stift und ein Notizbuch hatte ich hier auch noch rumliegen, aber das Ganze war halt einfach sehr schön gestaltet im Design der Organisation. Da war dann so ein Klemmbrett bei, da war so ein so ein so ein kleines Türschild dabei, was man sich so an die Tür hängen kann.“bitte nicht stören!“ Da waren so Kommunikations-Karten dabei. Also diese kleinen Papp-Kärtchen, die man dann so in die Kamera halten kann, wo draufsteht „lass uns das aufschreiben“ oder „ich brauche eine Pause“ oder „ich bin mal kurz weg“. Also das kann man dann benutzen, um nicht sich freischalten zu müssen und damit vielleicht eine Diskussion zu stören, sondern man kann die einfach nur kurz hoch halten, dann wissen die anderen Bescheid, wenn man zum Beispiel mal kurz für zwei Minuten weg ist. Wie gesagt, das waren jetzt Sachen, die waren nicht unbedingt notwendig für den Workshop, aber es war auf jeden Fall eine sehr schöne Geste, das als Geschenk zu bekommen!

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Okay, kommen wir zu der Frage: Was sollte man beachten, wenn man jetzt selber so eine analoge Komponente in die eigenen digitalen Veranstaltungen mit reinbringen möchte? Also super wichtig ist natürlich, dass man das Ganze rechtzeitig losschickt. Das heißt, man muss sich eben vorher überlegen: Okay, wann? Also wenn man jetzt wirklich was verschicken möchte, wann muss ich das in die Post geben, damit es rechtzeitig bei den Leuten ankommt, wo vielleicht jemand ein bisschen weiter außerhalb oder im Ausland, wo die Post noch ein paar Tage länger braucht. Aber auch bei sowas wie zum Beispiel in einem Workshop, dass man den Leuten dann nicht erst am Morgen des Workshops die Einkaufsliste schickt, sondern vielleicht schon ein paar Tage vorher, damit diese Sachen einfach in ihrem normalen Wocheneinkauf mitbringen können. Wenn man sich eben etwas entscheidet, etwas selber zu erstellen und zu verschicken, ist das natürlich auch noch mal ein Aufwand, das herzustellen oder einzukaufen, das zu verpacken, das zur Post zu bringen. Also diesen Aufwand muss man dann eben mitdenken und natürlich auch mit kalkulieren. Wahrscheinlich muss dann auch einfach die das Ticket für die Veranstaltung teurer werden, wenn da eben noch Material und Porto mit drin ist. Und im schlimmsten Fall, wenn man sich irgendwie verkalkuliert, dann schickt man vielleicht die Hälfte der Sachen nicht rechtzeitig los. Oder es ist so teuer geworden, dass sich dann der Workshop gar nicht mehr lohnt. Das wäre natürlich sehr, sehr schade.

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Und dass man sich natürlich auch noch überlegen muss, ist ein Plan B. Also was machen wir, wenn jetzt die Materialien doch nicht ankommen? Oder was machen wir, wenn jemand die Zutat im Supermarkt nicht gefunden hat und jetzt diese eine Sache nicht mitgebracht hat zum Workshop? Oder was mache ich, wenn der Drucker spinnt und man sich jetzt eben dieses Arbeitsblatt nicht ausdrucken konnte? Wie kann ich dann damit umgehen? Also gibt es dann doch noch eine digitale Variante? Gibt es einen Plan B? Wenn es keine gehackten Mandeln im Supermarkt gab, dann kannst du stattdessen auch die Zutat XY benutzen. Oder sagt man „Nein, sorry, aber ohne Wein macht Wine-Tasting keinen Sinn. Komm bitte dann einfach zu einem anderen Termin in drei Wochen. Bis dahin ist das Paket hoffentlich bei dir angekommen oder wir schicken dir noch mal Neues.“ Also das man sich da einfach wirklich einen Plan B überlegt was passiert, wenn es nicht klappt? Bin ich komplett darauf angewiesen, dass diese analoge Komponente da ist? Oder kann ich mein Workshop auch durchführen, wenn das gebrandete Klemmbrett und der gebrandete Stift nicht angekommen ist?

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Für mein eigenes Beispiel möchte ich euch jetzt mal erzählen: Ich habe letzte Woche an einer an einer kleinen Online-Konferenz teilgenommen. Von einer Person bzw. einem Unternehmen, was in den USA angesiedelt ist. Und ich hatte auch bei der Anmeldung schon gesehen, dass da irgendwie stand, man kriegt irgendwie noch so ein Paket und Goodies Bag und blabla. Ich habe aber ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass die das auch nach Europa verschicken. Aber tatsächlich ist ein kleines, ein kleiner Brief, also so ein Großbrief quasi, ist tatsächlich hier angekommen, ein paar Tage bevor diese Konferenz stattgefunden hat. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Alleine dadurch, dass ich einfach mitgedacht wurde, weil ich eben damit gerechnet habe, dass man wahrscheinlich sagt „Nein, das lohnt sich nicht, von den USA das ganze über den großen Teich zu senden“ Was da drin war, waren zum einen nette Sachen wie Sticker und auch so ein „nicht stören“-Türschild, aber auch noch mal ein ausführliches Programmheft, wo eben Übersicht über den Zeitplan, wer die Speaker:innen sind, wo man sich Notizen machen kann und so weiter. Und das war jetzt nicht unbedingt notwendig. Ich hätte auch wunderbar an diesem Event teilnehmen können ohne das. Aber es war zum einen nett, dass sie eben das wirklich an alle (!) geschickt haben und zum anderen so ein Programmheft ist ja auch etwas, was man bei einer normalen Konferenz auch häufig dann bekommt oder sich irgendwo am Eingang schnappen kann. Was man in der Hand hält, wo man zwischendurch mal sich Notizen macht oder „hier in der Session will ich auf jeden Fall dabei sein! Die hier interessiert mich nicht so sehr. An der Zeit kann ich auch irgendwie aufs Klo gehen oder netzwerken oder was essen oder so.“ Also das war auf jeden Fall nett und hat mich gefreut, kann ich auf jeden Fall so sagen.

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Also Call to Action für euch: Überlegt euch doch mal, könnt ihr eure nächste digitale Veranstaltung irgendwie analog anreichern? Macht das Sinn? Lohnt sich das? Hat eure Zielgruppe da Lust drauf? Und wenn ihr eine Idee habt oder wenn ihr eine Frage dazu habt, dann können wir auch total gern bei Instagram darüber diskutieren. Oder Brainstorm, wie man das vielleicht bei euch machen könnte. Schreibt uns einfach, ihr findet den Account unter @didntcancelwentdigital.